Remote Work – Wie können Sie davon profitieren?

Remote Work – Wie können Sie davon profitieren?

Vor nicht allzu langer Zeit schien Telearbeit oder mit anderen Worten Fernarbeit (Remote Work) in einigen Branchen unerreichbar zu sein. Im Jahre 2022 ist das in Deutschland nicht mehr der Fall. Tatsächlich ist es zu einem Arbeitsplatzphänomen geworden. Und es scheint definitiv die Zukunft der modernen Arbeitsform zu sein.

Arbeiten von einem anderen Ort als dem Büro (ortsunabhängiges Arbeiten) oder das Arbeiten von zu Hause aus (Homeoffice), nimmt schnell zu.

In einer Umfrage, die auf dem Global Leadership Summit in London durchgeführt wurde, gaben 60 % der Telearbeiter in der Umfrage an, dass sie, wenn sie könnten, ihren derzeitigen Job für eine Vollzeit-Remote-Stelle zum gleichen Lohn aufgeben würden.

Es ist klar, dass Fernarbeit (Remote Work) zu einem globalen Phänomen geworden ist. Doch in den meisten Unternehmen werden flexible Arbeitsmöglichkeiten, einschließlich Telearbeit, immer noch als Benefit und nicht als Standardverfahren angesehen. Dennoch verstehen viele Unternehmen, dass die Trends eindeutig in Richtung flexiblerer Arbeit als Geschäftsmethode gehen. Und dass dies sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern viele Vorteile bieten kann.

Welche Ursachen hat die Umstellung auf Remote-Arbeit und was sind die genauen Vorteile und nicht zuletzt – wie funktioniert es?

VERÄNDERUNGEN IN DER EINSTELLUNG ZUR ARBEIT

Laut der Millennials at Work-Studie von PwC wird die Generation der Millennials – die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden –, die jetzt in großer Zahl in den Arbeitsmarkt einsteigt, die Arbeitswelt für die kommenden Jahre prägen. Schätzungen der Bentley University zufolge werden Millennials bis 2025 75 % der weltweiten Belegschaft ausmachen, und diese neue Generation von Talenten bringt radikal andere Erwartungen an die Art der Arbeit und wie, wann und wo sie erledigt wird. Es ist klar, dass Millennials eine mächtige Generation von Arbeitnehmern sein werden, die in der Lage sind, ihre Arbeitsweise stark zu beeinflussen. Noch wichtiger ist, dass die ältesten der Millennials jetzt in ihren Dreißigern sind, ins Management gewechselt sind und nun anfangen, die Architekten der Arbeitsplatzkultur zu sein.

Wie wollen Millennials arbeiten? Laut PWC-Studie steht für sie eine gute Work-Life-Balance an erster Stelle. Adam Kingl, Director of Learning Solutions der London Business School, sagt, dass Flexibilität einer der wichtigsten Gründe ist, warum Millennials von einem Arbeitsplatz angezogen werden. Zeit ist nicht mehr gleich Geld – stattdessen ist sie eine begrenzte Ressource, die sinnvoll eingesetzt und aktiv verwaltet werden muss. Es geht nicht nur um die Millennials – eine kürzlich von FlexJobs durchgeführte Umfrage zeigt, dass Menschen aller Altersgruppen, Karrieren, Lebensphasen und flexible Arbeitsmöglichkeiten als Priorität betrachten.

Zur Work-Life-Balance und Flexibilität gehört unter anderem auch das Arbeiten aus der Ferne (Remote Work). Grundsätzlich möchten immer mehr Menschen so arbeiten können, wie es ihnen am besten passt. Mitarbeiter wollen eher nach Ergebnissen als nach Stunden oder Arbeitsort belohnt werden, während Büros zu Besprechungsräumen werden und nicht mehr zu einem festen Ort für den Arbeitstag.

Leistungsstarke Unternehmen von heute verstehen, dass sie Flexibilität in den Kern ihrer Unternehmenskultur einbauen müssen, um in den kommenden Jahren um Top-Talente zu konkurrieren und sie zu halten. Auch müssen sie den Mitarbeitern selbst überlassen, ihre eigenen Zeitpläne festzulegen, solange sie ihre Arbeit ergebnisorientiert erledigen. Adam Kingl, Director of Learning Solutions der London Business School, weist darauf hin, dass neben der Technologie auch grundlegende Veränderungen im Managementdenken tatsächlich die Umstellung auf Remote-Arbeit unterstützen. Er sagt: „Führungskräfte lernen, wie sie es ihren Teams ermöglichen, erfolgreich zu sein, und es wird erkannt, dass die Vorstellung eines traditionellen 9-5, Montag-Freitag, Pendeln-ins-Büro-Jobs schnell erodiert. Es gibt jedoch ebenso starke Argumente dafür, Teams regelmäßig zusammenzubringen, um zu inspirieren und sich auszutauschen.“

Das Technologieunternehmen Toggl, bei dem fast 30 % der Mitarbeiter remote arbeiten, bemüht sich, Remote-Teams so viel Zeit wie möglich vor Ort zu bieten. Tatsächlich geben sie weit über 40.000 Euro pro Jahr für ihre Remote-Teammeeting-Reisen und Team-Challenges aus. Sie glauben, dass Beziehungen von Angesicht zu Angesicht aufgebaut und online gepflegt werden, nicht umgekehrt. Man sagt:

„Slack-Chats werden niemals ein Gespräch bei einem Bier oder einen Stadtbummel mit Ihren neuen Kollegen ersetzen können. Das Organisieren von Zusammenkünften ist vielleicht nicht immer billig, aber es macht den Unterschied für die Beziehungen und für die Kultur.“

Dem können wir definitiv zustimmen.

VORTEILE VON REMOTE WORK

In den letzten Jahren wurde Fernarbeit von Akademikern, Nachrichtenorganisationen, Unternehmen und Regierungsbehörden eingehend untersucht – alle versuchten, Statistiken darüber zu erstellen, wie sich Flexibilität auf den Markt auswirkt. Viele Studien und Nachrichtenartikel bieten eine Reihe von Statistiken über Telearbeit und die vielen Vorteile, die Telearbeit sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer bietet.

Erhöhte Produktivität, weniger Stress und gesteigerte Moral

Wenn Unternehmen dachten, dass Fernarbeit die Produktivität der Mitarbeiter verringern würde, würden flexible Arbeitsregelungen offensichtlich nicht berücksichtigt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Remote-Mitarbeiter tatsächlich produktiver sind und länger arbeiten.

Eines der größten Hindernisse für die Produktivität sind Ablenkungen und das tägliche Pendeln – Remote-Arbeit eliminiert diese. Ein Remote-Arbeitsbericht von ConnectSolutions kam zu dem Schluss, dass weniger Ablenkungen zu höherer Produktivität führen. 30 % der Befragten gaben an, dass sie in weniger Stunden mehr erreichen können, wenn sie nicht im Büro arbeiten, während weitere 24 % angaben, dass sie in der gleichen Zeit mehr erreichen. 77 % der Telearbeiter gaben eine höhere Produktivität an. In einer anderen Studie von Sure Payroll gaben 86 % der Menschen an, lieber alleine zu arbeiten, um „maximale Produktivität zu erreichen“. Darüber hinaus sagen zwei Drittel der Manager, dass Mitarbeiter, die remote arbeiten, ihre Gesamtproduktivität steigern.

Fernarbeit senkt auch den Stress – ganze 82 % der Telearbeiter gaben an, weniger Stress zu haben. Das ist nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber eine gute Sache. 80 % der Arbeitnehmer berichteten auch von einer höheren Arbeitsmoral, wenn sie von zu Hause aus arbeiteten, während 69 % von geringeren Fehlzeiten berichteten.

Laut einer von der Stanford University veröffentlichten Studie reduzierte das Anbieten von Remote-Work-Optionen die Mitarbeiterfluktuation und die Fluktuationsraten sanken um über 50 %. 82 % der Fachkräfte gaben an, dass sie ihren Arbeitgebern gegenüber loyaler wären, wenn sie flexible Arbeitsmöglichkeiten hätten.

WIE REMOTE WORK FUNKTIONIERT, UM DAVON ZU PROFITIEREN

Viele Unternehmen haben Angst vor der Abkehr von traditionellen Praktiken hin zu Telearbeit – teilweise, weil sie unsicher sind, wie sie damit effektiv umgehen sollen.

Hier sind drei Tipps, die Sie beachten sollten.

1. Kommunikation ist der Schlüssel

Effektive Kommunikation ist entscheidend für die Fernarbeit (Remote Work). Tatsächlich gilt die Kommunikation als größtes Hindernis für die Vertrauensbildung bei Remote-Teams. Stellen Sie sicher, dass Sie gut und oft kommunizieren, und wählen Sie die richtigen Kommunikationsmittel aus, die dazu beitragen, die Botschaft an Ihre Kollegen klar zu übermitteln.

E-Mail eignet sich hervorragend für taktische Informationen. Videokonferenzen oder Telefon funktionieren gut, wenn Sie ein Brainstorming durchführen, ein herausforderndes Thema angehen oder schwierige Neuigkeiten teilen müssen. Projektmanagement-Software erleichtert die Verwaltung Ihrer Projekte, Aufgaben, Kontakte und Abrechnungen – in einem umfassenden System. Ein weiterer Vorteil von Projektmanagement-Software besteht darin, dass jedes Teammitglied sehen kann, woran alle anderen arbeiten. Dies hilft zu verstehen, was die übergeordneten Prioritäten für das Unternehmen sind, und ermöglicht die Zuweisung von Aufgaben an jedes Teammitglied.

Die Technologie entwickelt sich schnell und es gibt eine Vielzahl an Software, die eine effektive Kommunikation gewährleistet. Sie müssen entscheiden, welche Technologien in welchen Situationen am besten funktionieren und sich an deren Verwendung gewöhnen.

Tägliche Kommunikation und Meetings – Slack, Skype usw

Videokonferenzen – Zoom, MS Teams, Skype, Google Hangouts usw.

Wenn es sich um ein vollständiges Remote-Team handelt, besteht die Möglichkeit, dass Teammitglieder die Verbindung zum Rest des Teams und vielleicht sogar ihren Zweck verlieren. Pflegen Sie die Verbindung, indem Sie alle Teammitglieder zu einer klaren Tagesstruktur ermutigen. Ein effektiver Zeitplan sollte die Verantwortlichkeit fördern aber auch regelmäßige Pausen ermöglichen. Es ist wichtig, regelmäßige Interaktionen mit Ihren Teammitgliedern zu haben und sicherzustellen, dass Sie persönlich mit Ihrem Team in Verbindung bleiben.

2. Ergebnisorientierte Arbeitsumgebung

Die Management-Gurus Carli Ressler und Jody Thompson waren Pioniere eines Ansatzes, der als ROWE oder „Results-Only Work Environment“ bekannt ist. Bei ROWE können Mitarbeiter arbeiten, wann und wo sie wollen, solange ihre Arbeit erledigt ist. ROWE legt Wert darauf, Ergebnisse während der persönlichen Arbeitszeit bei der Arbeit zu liefern. „Die Arbeitsleistung wird ausschließlich danach beurteilt, ob die Mitarbeiter die erforderlichen Ergebnisse erzielen, nicht daran, ob sie im Büro ‚Präsenzzeit‘ geleistet haben.“

Die Idee hinter ROWE ist, dass Mitarbeiter produktiver sein werden, wenn sie arbeiten können, wann und wo sie sich am produktivsten fühlen und sie in der Lage sind, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Leistung und Produktivität werden nur an den Ergebnissen gemessen, die sie liefern.

Das Technologieunternehmen Dynatronix hat sein Produktionssystem für ROWE neu gestaltet. Dies führte zu einer 20-prozentigen Steigerung der pünktlichen Lieferung und einer 40-prozentigen Verkürzung der Produktionszeit für ihr größtes Produkt.

Um die Mitarbeiter auf diese Weise zur Rechenschaft zu ziehen, definieren Sie die Leistungskriterien und Kommunikationserwartungen für jede Rolle klar. In Remote-Arbeitsumgebungen ist es umso wichtiger, vage Erwartungen durch konkrete zu ersetzen. Denn unzureichend definierte Ziele können Probleme schaffen, die wahrscheinlich noch verstärkt werden.

Damit Remote-Arbeit funktioniert, müssen Sie daher klare Ziele und Kennzahlen festlegen – dies wird Wunder für die Leistung Ihres Teams bewirken. Die 5 wichtigsten Faktoren, die Sie beim Setzen von Zielen beachten sollten, sind, dass sie spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitnah sein müssen. Wenn Sie beispielsweise im Vertrieb tätig sind, könnte ein SMARTes Ziel darin bestehen, 30 Personen pro Tag zu kontaktieren, um 10 Geschäfte pro Woche abzuschließen. Oder wenn Sie ein Programmierer sind, könnte ein SMART-Ziel die Veröffentlichung einer bestimmten Funktion in der nächsten Woche sein.

Um den Fortschritt der Geschäftsziele Ihres Unternehmens zu messen, verwenden Sie Key Performance Indicators – KPIs. Diese geben an, ob Ihre Organisation ihre Ziele in einem bestimmten Zeitraum erreicht hat.

3. Regelmäßiges Feedback

Wir können unsere Arbeit immer verbessern und bessere Teammitglieder werden – daher gibt es nie zu viel Feedback.

Wenn Sie bereits über eine tolle Feedback-Struktur verfügen, stellen Sie sicher, dass diese auch „online“ funktioniert. Das Geben und Empfangen von Feedback ist bei der Fernarbeit (Remote Work) sogar noch wichtiger, da hier ein großes Potenzial für Missverständnisse, implizite Annahmen und damit Konflikte besteht. Falls Sie noch keine Feedback-Struktur eingerichtet haben, probieren Sie 360-Grad-Feedback oder 1-zu-1-Meetings aus. Stellen Sie sicher, dass Sie dies regelmäßig tun und ermutigen Sie Ihr Team, auch untereinander Feedback zu geben.

Konstruktive Kritik von Mitarbeitern, Arbeitgebern oder Kunden ist immer gut – es ist eine Chance zu wachsen. Und wie sagte schon Aristoteles: „Es gibt nur einen Weg, Kritik zu vermeiden: nichts tun, nichts sagen und nichts sein“. Aber denken Sie auch daran:

Die Schaffung einer Kultur der kontinuierlichen Verbesserung gibt den Mitgliedern das Gefühl, dass sie sich persönlich verbessern, was zu einem erhöhten Arbeitsengagement und einer größeren Loyalität gegenüber dem Unternehmen führt.

Fazit

Remote Work ist und wird nicht jedermanns Sache sein und nicht für 100 % der Branchen. Aber in der wachsenden Zahl von Branchen, in denen Fernarbeit eine praktikable Art der Geschäftsabwicklung ist, gibt es sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber einige erhebliche Vorteile. Es liegt an Ihnen, diese Vorteile zu nutzen.

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